Wenn eines der besten Fotomagazine der Welt einen Auftrag offeriert, dann sagt man trotz fotografischem Weihnachtsstress:
“Ja, gerne!”
Frühstück
Es sei eine “Kombüse”, so die Bildredakteurin. In einer gesonderten Rubrik werde in mare immer mal wieder eine andere Küche vorgestellt.
Die Möve wird nicht von jeder Lotsenstewardess gefüttert, doch weiss sie immer ganz genau, wo der Fisch ist
Für die nächste Ausgaben habe sich die Redaktion etwas Besonderes ausgedacht. Auf dem Kieler Leuchtturm versorgen weit draußen, mitten auf der Ostsee drei Lotsenstewardessen die hungrigen Lotsen mit warmer und auch kalter Kost. Eine Lotsenstewardess solle portraitiert werden.
6 Uhr früh, mitten auf der Ostsee, der Lotse verläßt an einer rutschigen Strickleiter den russischen Tanker
Im Dunkeln machen wir uns in einem Lotsenboot um 6 Uhr früh von Laboe aus auf den Weg zum Kieler Leuchtturm. Der Sitz des Kapitäns quietscht ob seines Gewichts mit jeder Welle. Zwei Lotsen müssen wir bei der Überfahrt außer Plan mitnehmen. Der kleine Umweg auf der Ostsee ist notwendig. Essenkochen hat nicht die gleiche Priorität, wie die Logistik im Lotsentransport und den damit verbundenen möglichst kurzen Fahrzeiten der Lotsenboote. Schließlich wollen zahlreiche Schiffe in den Kanal gelotst werden.
Die Dunkelheit animiert zu fotografischen Experimenten, der Regen weniger.
Impressionen
Die mit dem Ostseegrund verankerte Zementplattform ist gefährlich rutschig beim Anlegen. Ich bringe meine Kameraausrüstung im Gebäude in Sicherheit.
Die Lotsenstewardess Frau Martinez-Strohmeyer räumt sogleich das dreckige Geschirr der Nachtschicht in den Geschirrspüler. Ein ältere Mann entreißt mir die Brötchentüte. Wir werden schon erwartet. Ein “Rührei Mexiko” wird geordert. Die Pfanne schwenkt Zwiebeln, Paprika und Petersilie.
Eine der schönsten Arbeitsstellen
Offene Gesichter begegnen mir. Ich darf mich frei bewegen und nutze die nebelige Lichtstimmung und das Restlicht im Maschinenraum eines Lotsenschiffes. Hier fällt es leicht gute Fotos zu machen.
mare (Heft 66)